Geschichte der Dommusik
Die Wurzeln der Dommusik reichen bis ins 15. Jh. zurück: der Grazer Dom wurde zwischen 1438 und 1462 von Friedrich III. als Hofkirche erbaut. Graz war unter ihm kaiserliche Residenz. Friedrich III. unterhielt eine Hofkapelle mit niederländischen und deutschen Musikern, die die kunstvolle Mehrstimmigkeit nach Graz brachten. Das Repertoire bestand vornehmlich aus den 1864 geistlichen und weltlichen Chorsätzen der „Trienter Codices“, die im Auftrag des kaiserlichen secretarius zwischen 1440 und 1465 angelegt wurden.
In die Regierungszeit Erzherzog Karl II. fällt die Periode des ersten Kapellmeisters, Johannes de Cleve, der die Tonsätze für das Giglersche Gesangbuch, den ersten steirischen Notendruck, schuf.
Durch die Gattin Karls, Maria von Bayern, entstand eine rege Verbindung zum Münchener Hof, wo Orlando di Lasso wirkte. Noch stärker war alsbald die Bindung an Venedig, von wo bedeutende Musiker (wie etwa der Organist Annibale Padovano) nach Graz kamen. Später wurde die Musik an der Hofkirche von den Jesuiten betreut. Unter den Schülern des Ferdinandeums, die Sängerdienste versahen, befand sich auch Johann Joseph Fux.
Als 1786 der Bischofssitz von Seckau nach Graz verlegt und die Hofkirche zur Kathedrale erhoben wurde, unterhielt die öffentliche Hand vier angestellte Choralisten, die von da an 150 Jahre den festen Stamm des Domchores bildeten. Die Tätigkeit von Anton Lippe brachte für den Domchor einen Höhepunkt; er erweiterte das Aufgabenfeld des Chores und entfaltete rege Konzerttätigkeit. Alois Hochstrasser und Albert Anglberger, der den Chor neu formierte, führten diese Tradition fort. Von 1984 bis 2022 leitete Josef M. Doeller die Dommusik. Seit 2023 steht Melissa Dermastia der Dommusik vor.
Der Grazer Domchor hat durch seine Konzerte und Rundfunkübertragungen von Gottesdiensten und Konzerten erster Oratorienchor der Stadt weithin einen Namen erworben. Im Repertoire finden sich die großen Chor-Orchesterwerke von der Barockzeit bis zum 20. Jh. Seit der Leitung der Dommusik durch J. M. Doeller werden für Aufführungen von Werken der barocken Stilepoche durch Domchor und Domkantorei Instrumentalisten mit Barockinstrumenten engagiert. Für das Repertoire der Klassik und Romantik steht das Domorchester zur Verfügung. Auch die zeitgenössische Kirchenmusik ist ein wichtiger Bestandteil der Grazer Dommusik; in regelmäßigen Abständen werden Kompositionsaufträge für sakrale Musik vergeben; der letzte dieser Art war Michael Radulescu’s Passion „Leiden und Tod unsres Herrn und Heilands Jesus Christus (im Kulturhauptstadt-Jahr Graz 2003); dieses Werk liegt nun auch als CD-Einspielung vor (Live-Mitschnitt des Konzerts im April 2005 unter der Leitung des Komponisten). Konzertreisen führten den Chor in zahlreiche Länder Europas: Minsk/Weißrussland, Manila/Philippinen, Straßburg, Berlin, Prag, Budapest, Rom, Zagreb.